Sterbende in den Tod begleiten

Hospizgruppe des Schömberger Krankenpflegevereins feierlich gegründet

PZ-MITARBEITERIN ILONA PROKOPH

SCHÖMBERG.


Passend zum Totensonntag stellten sich am vergangenen Sonntag beim Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Schömberg die Frauen und der Mann der neuen Hospizgruppe des Krankenpflegevereins “Menschen helfen Menschen" vor. Seit letzten Januar besuchten 18 Teilnehmer den 60 Stunden dauernden Ausbildungs-block, von denen sich schließlich 13 für den ehrenamtlichen Hospizdienst entschieden.

“Wir wollen als Krankenpflegeverein die Familien unterstützen, dass Sterben wieder mit und in der Familie erfolgen kann", betonte Bürgermeister Gerhard Vogel auch als erster Vorsitzender des Kranken-pflegevereins. Unter Einsatzleitung von Jutta Bender sind die 13 Hospizler jetzt sofort einsetzbar. Zeit haben, Trösten, Hand halten und Aufmuntern neben Vorlesen oder Singen begleiten diesen Dienst am Nächsten. “Wir müssen nur da sitzen und es aushalten", erklären Jutta Bender und Roswitha Förstner, dass der Hospizdienst auch aktive Powerfrauen dazu bringe, ihre Aktivität zu drosseln und am Sterbebett eines anderen zu verharren.

“Wir weinen auch mal"

“Ich sitze da, halte die Hand und summe ein Lied", beschreibt Roswitha Förstner die Tätigkeit. Die Galeristin aus Bad Liebenzell-Beinberg kennt sich mit Sterbebegleitung bereits aus. “Wir kommen schon, wenn jemand die Diagnose erfahren hat, dass er sterben muss", erklärt Jutta Bender. Und: “Da weinen wir auch mal". Viele Frauen, die jetzt dem Hospizdienst angehören, hätten selbst schon persönliche Erfahrungen mit schweren Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, gemacht Folkhart Knoll ist mit seinen 64 Jähren der älteste und einzige Mann der Gruppe. Die Jüngste ist 23 Jahre alt “Ich finde es furchtbar in der Anonymität zu sterben", erklärt Knoll seine Beweggründe und ist sich sicher, dass es “nicht einfach" sein wird, wenn er diesen Dienst dann zum erstenmal ausübt. Bärbel Förschler, die vor ihrem Renteneintritt in der Kinderklinik Schömberg gearbeitet hat, sieht den Hospizdienst als neue Aufgabe.“Ich war selbst dem Tod schon sehr nah", erklärt Gabi Haas. Und will nun das wohltuende Gefühl weitergeben, wenn jemand da ist und in schwerer NotdieHandtröstendhältWeilSter-ben aus der Gesellschaft herausgedrückt wurde, will sich auch Gabi Ebel als gelernte Krankenschwester beim Dienst am Nächsten einbringen. Und Herbert Roben vom Krankenpflegeförderverein, der in den letzten anderthalb Jahren sich dieser Sache beherzt annahm, resümiert: “Der Kampf hat sich gelohnt". Damit statt dem derzeitigen Viertel der Bürger in Zukunft nun die 90 Prozent der Menschen - die sich das wünschen - wieder zu Hause in aller Würde im Kreis ihrer Lieben die letzten Stunden verbringen und sterben können. “Das tut allen gut", sagen Roswitha Förstner und Jutta Bender. Denn alle 14 Tage trifft sich die Hospizgruppe, um das Erlebte in der Gruppe aufzuarbeiten.

Wer Interesse am Hospizdienst hat, kann sich an Einsatzleiterin . Jutta Bender wenden, Telefon 070 84/54 79


Pforzheimer Zeitung 22.11.2005